Aktivitäten
Verfasser: Freund Dr. Armand von Werdt, Bilder: Ruedi Fischer, Fotos: Markus Mächler
Der Geschichtsschreiber der Rosalischen Gesellschaft, Freund Michael Schnyder, hat im Jahre 1896 die Gesellschaftsgeschichte unter das Motto von J.W. von Goethe gestellt:
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort
Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung haben die Rosalier eine Vielzahl von geschäftlichen und geselligen Anlassen gepflegt.
Versammlungen
Wie jeder Verein führte die Rosalische Gesellschaft von Anfang an Mitgliederversammlungen durch. In den ersten Jahrzehnten fanden die Versammlungen wöchentlich statt; jeden Monat fand eine Generalsitzung (GV) statt. Seit 1828 ging man auf Monatsversammlungen über mit jährlich zwei Generalversammlungen. Seit 1858 hat sich als ordentlicher Versammlungstag der erste Monatssonntag eingebürgert. Handwerker und Gewerbetreibende hatten in der Rosalia stets ein grosses Gewicht. Der Samstag war in diesen Berufen nie arbeitsfrei, hingegen der Montag (Blauer Montag). Der Sonntag war somit der ideale Versammlungstag. Erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde die Generalversammlung auf den ersten Samstag im Januar angesetzt. In den letzten Jahren hat sich die Praxis eingebürgert, Monatsversammlungen nicht nur an Sonntagen, sondern auch an Wochentagen, meist an Donnerstagen oder Freitagen, anzusetzen.
Am Tage der Generalversammlung wird der Freund Vorsteher - begleitet von den Vorstandskollegen von seinem Heim in der Kutsche zur Gaststätte, wo die GV stattfindet, gefahren und dort von den Rosaliern mit Applaus begrüsst. Zu Beginn der GV wird das Lied von der Rose "Stand ein Haus mit schmuckem Schilde" gesungen, anschliessend die üblichen Traktanden behandelt (Jahresbericht des Vorstehers, Genehmigung der Rechnung, Wahl des Vorstandes). Grosse Spannung herrscht immer beim Traktandum: Aufnahme neuer Mitglieder. Anschliessend werden neue Mitglieder herzlich in den Kreis der Rosalischen Freunde aufgenommen und die geschäftliche Generalversammlung mit einem Nachtessen beschlossen. Der Vorstand bereitet übrigens einige Tage vor der GV zusammen mit den Rechnungsrevisoren die Traktanden anlässlich des so genannten Füürliessens vor. Die Monatsversammlungen werden oft durch Vorträge von Rosaliern oder Drittpersonen oder mit Besichtigungen bereichert.
Nie zu kurz kommen Diskussionen über aktuelle Tagesereignisse und die Pflege der Gemütlichkeit. Schöne Gelegenheiten zu heiteren Festen bieten Geburtstage und Geschäftsjubiläen Rosalischer Freunde. Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens sind vor allem der Fastnachtsanlass, der Auffahrtstag, die Martini-Gans und der Besuch des St. Nikolaus.
Fastnachtsanlass
Von jeher - so schildern alte Protokolle - wurde alljährlich ein "solides Fastnachtsessen mit ehrbarem Tanz" abgehalten. Folglich waren ursprünglich auch die Gattinnen der Rosalier mit von der Partie. Bereits in den ältesten Zeiten wurde das Essen am Fastnachtsanlass aus der Gesellschaftskasse vergütet. Für die Unterhaltung sorgten die Freunde und deren Familien. Der Chronist vermerkt, auch etliche Narreteien waren an diesen Fastnachtsanlässen von jeher im Schwung, nach dem wahren Satze: Wer nicht einmal im Jahre ein Narr ist, tut die ganze übrige Zeit nicht gescheit. In spätern Jahren bis heute wurde und wird der Fastnachtsanlass als Herrenabend gefeiert. während und nach dem Nachtessen ist das Vergnügungskomitee für die Unterhaltung verantwortlich. Der an der Generalversammlung im Januar gewählte Freund Vorsteher wird in seinen guten und schlechten Eigenschaften in Sketches und kleinen Theaterszenen auf die Schippe genommen. In den letzten Jahren ist es Brauch geworden, dass die Frauen der Rosalier und die Witwen verstorbener Freunde sich in einer andern Gaststätte zum Nachtessen treffen.
Auffahrt
Schon in den ersten Jahren der Rosalischen Gesellschaft gedachten die Freunde der verstorbenen Freunde. Gemäss einem Protokolleintrag vom 1. Man 1827 wurden in der Klosterkirche auf dem Wesemlin hl. Messen zum Gedenken an verstorbene Freunde gelesen. Seit über hundert Jahren ist für diese Feier der Morgen des Auffahrtstages bestimmt. Für die Feier des Auffahrtstages ist der Kirchmeier verantwortlich, welcher alljährlich an der Generalversammlung aus den würdigsten Rosaliern gewählt wird. Am Auffahrtstag wird der Kirchmeier vom Vorstand in seinem Heim abgeholt und in der Kutsche zur Kirche -in frühern Jahren stets die Klosterkirche auf dem Wesemlin -gefahren. Wahrend des Gottesdienstes, an welcher auch die Familienangehörigen der Rosalier teilnehmen, werden die Namen der im abgelaufenen Jahr verstorbenen Freunde verlesen. Es gehört zum Brauchtum, dass der Kirchmeier anschliessend die Freunde, oftmals auch deren Gattinnen oder Familienangehörigen, zu einem Imbiss und gemütlichem Zusammensein einlädt.
Martinigans-Essen
Der 11. November als Namenstag des hl. Martin von Tours war seit alter Zeit im Luzerner Land ein besonderer Festtag, an welchem die Zehnten und Zinsen bezahlt und mit Festlichkeiten begangen wurden. Es sei nur an die Gansabhauet in Sursee erinnert. Seit jeher treffen sich die Rosalier an einem Samstag in der Nahe des 11. Novembers zu einem gemeinsamen Mahl, an welchem gebratene Gänse serviert werden. Als im Kriegsjahr 1944 der damalige Freund Säckelmeister anstelle einer Gans ein bescheideneres Essen servieren liess, hagelte es Proteste der Rosalischen Freunde. Seither ist immer wieder die Martinigans aufgetischt worden. Gemäss Brauchtum soll der Vorsteher das Gansessen mit geziemenden Worten über die Bedeutung des Martinstages und der Martinigans eröffnen. Am gleichen Tag treffen sich auch die Gattinnen der Rosalier und die Witwen verstorbener Freunde zu einem gemeinsamen Essen.
St. Nikolaus
Seit Jahrzehnten ist es Brauch, dass an der Dezembersitzung der St. Nikolaus mit grossem Gefolge erscheint und den Rosaliern ihre grossen und kleinen Sünden vorhält. Für jeden hat er aber auch ein kleines Geschenk bereit. Das Vergnügungskomitee ist für die Organisation dieses Anlasses verantwortlich. Auch dieser Anlass wird mit einem gemeinsamen Essen beschlossen
Familienanlässe
Von Anfang an war die Rosalische Gesellschaft ein Freundschaftsbund von Männern. Zwar wurde im Jahre 1835 ein Vorstoss zur Aufnahme von Frauen unternommen, aber nach heftigen Diskussionen schliesslich abgelehnt. Rosalier sind aber nicht frauenfeindlich: Frauen oder im weitern Sinne die Familien der Rosalier werden nicht von den Rosalischen Lustbarkeiten ferngehalten. Im Gegenteil, an vielen festlichen Anlässen nahmen und nehmen sie immer teil. In der schönen Jahreszeit wurden seit jeher ländliche Ausfüge organisiert: Früher waren Mostbummel und Kegelnachmittage sehr beliebt. Neben den fastnächtlichen Tanzanlässen in der Urzeit der Gesellschaft wurden später bis in die letzten Jahre hinein Bälle und Diners dansants für die Rosalischen Familien und befreundete Familien organisiert. Legendär waren die Rosenbälle am Mittwoch vor dem Schmutzigen Donnerstag, die von 1906 -1914, von 1920 -1927 und wieder von 1946 -1949 durchgeführt wurden. Heute ist die Lust nach grossen öffentlichen Maskenbällen gegenüber andern fastnächtlichen Bräuchen gesunken. In den letzten Jahren haben die Kilbianlässe, die früher schon organisiert wurden, neuen Aufschwung erhalten. Der Rosalischen Jugend winken bei Glücks- und Geschicklichkeitsspielen attraktive Preise.
Beliebt sind Reisen der Rosalier mit ihren Gattinnen, die sporadisch durchgeführt werden. Ältere Protokolle sprechen von einer Jassreise nach Paris oder von einer Wallfahrt zur heiligen Rosalia nach Neapel. In den letzten Jahren verbuchten Reisen nach München, eine Rheinschiffahrt von Basel nach Rotterdam, Fahrten in die Provence, ins Südtirol oder ins Veltlin grossen Erfolg.